Montag, 16. Juli 2012

Droht der Erde durch Sonnenstürme 2013 ein Mega-Chaos?

Wissenschaftler haben das Jahr 2013 im Visier. Dann sollen mit hoher Wahrscheinlichkeit gewaltige Plasmaströme der Sonne für Tumulte auf unserem Planeten sorgen.
Eine von der NASA in Auftrag gegebene Studie bestätigte, dass die geomagnetischen Sonnenstürme einen großen Einfluss auf das Leben auf der Erde haben werden.

Glimpflich davongekommen: Die Satelliten im All haben den Sonnensturm am letzten Wochenende ohne nennenswerte Schäden überstanden, das Phänomen war schwächer als erwartet. Entwarnung gibt es aber nicht, denn Experten erwarten, dass die Eruptionen in den kommenden Monaten noch zunehmen.

Sogar bis 2015 können Super-Sonnenstürme auftreten. Nach Angaben von Werner Curdt vom Max-Planck-Institut kann es auf der Sonne bis 2015 zu einem Super-Sonnensturm kommen, der dann auf der Erde auch Schäden verursachen könnte.

Probleme mit einer genauen Vorhersage!
Die Nasa-Zwillingssonden "Stereo A" und "Stereo B" können gemeinsam dreidimensionale Bilder der Sonne aufnehmen. Und das "Solar Dynamics"-Observatorium liefert jeden Tag 1,5 Terabyte an Daten über die Atmosphäre, die Oszillation und das Magnetfeld der Sonne.

Und dennoch: Auch samt dieser Datenmenge ist eine genaue Vorhersage nur schwer möglich sagt der Physiker Douglas Biesecker vom Vorhersagezentrum der amerikanischen Wetterbehörde NOAA in Colorado. Die Auswirkungen eines Sonnensturms hängen unter anderem davon ab, wie seine Magnetfeldlinien im Verhältnis zum Magnetfeld der Erde ausgerichtet sind. Daher können die Astronomen erst dann gesicherte Aussagen über seine Heftigkeit machen, wenn er den "ACE"-Satelliten erreicht - und dann trifft er manchmal schon 20 Minuten später auf die Erde.

Zurzeit konzentrieren sich die Wissenschaftler deshalb darauf, die Stärke eines Sturms und seine mutmaßliche Ankunftszeit vorherzusagen, damit empfindliche Systeme vorbereitet werden können. Im Oktober 2011 nahm die NOAA ein neues Computermodell in Betrieb: "Enlil", benannt nach dem sumerischen Gott des Windes. Es kann auf sechs Stunden genau - doppelt so gut wie frühere Modelle - voraussagen, wann ein Sonnensturm die Erde treffen wird.

Das Verfahren ist sehr komplex, weil die heranrasenden Teilchen stark mit dem normalen Sonnenwind interagieren. Das macht ihren Flug so unberechenbar wie den Lauf einer Kugel im Flipperautomaten. "Wir befinden uns erst im ansteigenden Teil der Aktivität dieses Sonnenzyklus", sagt Werner Curdt vom Max-Planck-Institut in Katlenburg-Lindau. "Bis 2014 oder 2015 kann da noch einiges kommen."

"Ein Supersturm, der eine echte Gefahr für die Erde wäre, ist in diesem Sonnenzyklus noch nicht aufgetreten", bestätigt Biesecker, "aber eines wissen wir nun: Wenn er sich anbahnt, werden wir ihn vorhersagen können."

Oft unterschätzte Auswirkungen
Sonnenstürme können nicht nur Flugzeuge gefärden sondern auch die Elektronik, Handy und Internetsysteme sowie GPS - und Kommunikationssatelliten lahmlegen - was sich katastrophal für eine Welt auswirken könnte, deren Wirtschaft und Gesellschaftsleben ohne Handys kaum mehr denkbar ist. So ein Sonnensturm würde das stark angeschlagene Weltwirtschaftssystem noch schneller in eine extreme Wirtschaftskriese stürzen.

Das ganze Strom-Netz könnte monatelang ausfallen
Auch die meisten Stromnetze sind gegen die Folgen heftiger Ausbrüche auf der Sonne derzeit noch immer nicht gefeit. Da große Transformatoren geerdet sind, können starke geomagnetische Stürme Ströme hervorbringen, durch die sich die Apparate überhitzen, in Brand geraten oder sogar explodieren. Bei der Agentur Storm Analysis Consultants analysiert John Kappenman die Auswirkungen des Weltraumwetters auf das Stromnetz. Nach seiner Einschätzung würde ein sehr starker Sonnensturm (der auch die Erde trifft) die Lichter in halb Nordamerika ausgehen lassen. Das gesamte Stromnetz würde dann lahmlegt sein und viele hundert Millionen Menschen auf Wochen oder gar Monate zurück in eine vorindustrielle Lebensweise katapultieren. Aber wann (UND OB) so ein Sturm ausbricht, kann niemand derzeit vorhersagen.
Quelle: National Geographic Deutschland, Ausgabe Juli 2012;
LINK: http://www.nationalgeographic.de/